Bereuen ja oder nein?


Gefühlsmäßig nehme ich wahr, daß Reue oder das Bereuen ein ganz wichtiges Element der Reinigung der Seele darstellt. Dieses Gefühl istf ür mich so stark, daß ich es eigentlich vor niemandem rechtfertigen müßte.

Dennoch kamen bei einigen Zuhörern eines kürzlich gehaltenen Vortrages erhebliche Zweifel auf an dieser Behauptung. Es wurde vorgetragen, daß man eigentlich überhaupt nichts bereuen müßte, weil ja alle Entscheidungen in einer konkreten Situation getroffen wurden und bereits Vergangenheit darstellten. Der Begriff Reue hätte eine ganz schlechte Energie, weil er auch vom Blick auf das Jetzt und auf die Zukunft abhalte.

Nun ist es nicht so, daß ich diese Zuhörer von meiner Position überzeugen möchte. Das brauche ich nicht und kann es vermutlich auch nicht. Dennoch ist mir aufgefallen, daß in dieser Diskussionssituation zwar mein Gefühl stark, die Argumente jedoch eher etwas schwach waren. Deshalb habe ich in Ruhe noch einmal über diese Sache nachgedacht und möchte mich hiermit dazu äußern.

So hat ein Nachdenken über Reue zunächst philosophisch-theoretische, aber auch ganz praktische Aspekte.

Philosophisch gesehen, kann Reue die Wirklichkeit aufheben und dialektisch in die ehemalige Möglichkeit, die vor der Veränderung des Werdens lag, zurückführen.

Das mag nicht einfach zu verstehen sein. Das hängt mit Wahlmöglichkeiten in unserem Leben, mit der Freiheit des Willens zusammen. Wir können uns in allen Lebenssituationen so oder auch andersentscheiden. Das Leben läßt uns immer die Freiheit der Wahl, aber es entläßt uns nicht aus deren Konsequenzen.
 

 

Bekannt ist doch auch die Redewendung: "Wer A sagt, muß auch B sagen..." Wenn wir nun erkennen würden, daß es nicht so gut war A gesagt zu haben, wenn wir das bereuen würden, dann würde sich auch unsere Einstellung zu B relativieren. Und wenn wir bei einer künftigen Entscheidung vielleicht wieder einmal A sagen müßten, dann würden wir es vielleichtanders sagen oder tun. Es wird sicherlich nicht schwer fallen dazu ausreichend Beispiele aus dem eigenen Leben zu finden...

Eine Entscheidung ist vielleicht optimaler, als die andere gewesen. Doch wer könnte von sich behaupten, in jeder Lebenssituation immer die optimalste Entscheidung getroffen zu haben? Und was ist das Kriterium diese Optimums?

Da tauchen doch plötzlich eine ganze Reihe von Fragen auf, die uns unsere bisherigen Entscheidungen, unseren bisherigen Lebensweg in unterschied-lichem Licht erscheinen lassen.

Ganzin diesem Sinne blickt die Reue zurück, aber doch so, daß sie gerade dadurch den Gang zu dem hin beschleunigt, was vor uns liegt. Je stärker die Reue, desto stärker die Beschleunigung, die Kraft zu erforderlichen neuen Entscheidungen. In diesem Sinne ist Reue Antrieb und Auflösung gleichermaßen.
 

 

Und dann kennen wir noch den Begriff und das Phänomen des belastenden Karma, welches nach Ausgleich, nach Auflösung drängt. Solches Karma ist Folge von ungünstigen Entscheidungen und Handlungen in der Vergangenheit, die seelische Belastungen bei entsprechenden Personen angehäuft haben.

So wirkt auf uns das Karma unserer eigenen Vergangenheit dieses Lebens und auch vergangener Leben. Auf uns wirkt aber auch, wie S.N. Lazarew beeindruckend nachweist, das Karma unserer Eltern sowie deren Ahnen und zwar ziemlich heftig bis in die 5. Generation zurück.

Nach dem Studium der Erfahrungen von Lazarew habe ich meine Fähigkeiten intensiv geschult, solche Belastungen wahrnehmen zu können. Nunmehr ist die Erkenntnis und die Arbeit an der Auflösung belastender karmischer Programme längst Bestandteil meiner täglichen therapeutischen Arbeit geworden.

Solche Karmaprogramme können das eigene Leben und das unserer Nachkommen nachhaltig beeinflussen. Die Schuld, die in derVergangenheit entstanden ist, muß ausgeglichen werden. Das ist dasPrinzip. Und dieser Ausgleich vollzieht sich oft über mehrere Generationen hinweg. Für die Wirkung dieser Kräfte ist es völlig unerheblich, ob jemand das wahrhaben möchte, ob man daran glaubt odernicht.

Wenn solche karmischen Kräfte nicht durch Krankheiten oder jähe Schicksalsschläge ausgeglichen werden sollen, muß man versuchen, seine Einstellung zu bestimmten Handlungen in der Vergangenheit zu verändern, also zu bereuen und zu vergeben. Dies kann situationsbezogen geschehen oder auch als eine generelle Grundhaltung realisiert werden. Obwohl die zu bereuende Situation in der Vergangenheit liegt, vollzieht sich die Wirkung dieser Veränderung inder Gegenwart. So oder ähnlich, wie ich es im Ritual der Seelenreinigung empfehle, könnte das formuliert werden:
 

 

"Ich bereue es zutiefst, wenn ich in meinem irdischen Leben bewußt oderunbewußt jemandem geschadet habe, jemanden verletzt oder gekränkt habe,ihn ungerecht beurteilt habe, ihm nicht geholfen habe, wo ich ihm hättehelfen sollen, wenn ich in einer anderen Weise gegen die göttlichenGebote verstoßen habe."  

 

Dies mag der ersteSchritt sein und sollte je nach Fähigkeit der betreffenden Person auchauf weiter zurückliegende irdische Leben ausgedehnt werden.

Eine solche Reue ist eigene Erkenntnis, eigene Veränderung, eigene Läuterung und damit die wichtigste Voraussetzung, um Göttliche Vergebung oder auch Göttliche Gnade zu erhalten. Gnade löst in der Vergangenheit aufgebaute Schuld, löst Karma auf. So ist der Weg. Da ist nichts Negatives dran. Das ist durchweg positiv und auch mit positiver Energie beseelt.

In engem Zusammenhang mit der Reue steht die Vergebung. Vergebung ist Ausdruck der bedingungslosen, der göttlichen Liebe. Menschen, die in der Lage sind, eine solche Liebe, nicht so sehr alsGefühl, sondern vor allem als Zustand zu leben, werden psychisch und seelisch unverletzlich.

Deshalb empfehle ich auch die folgende Formel: 

"Ich vergebe allen Menschendie mir in meinem irdischen Leben bewußt oder unbewußt geschadet haben, die mich durch ihre Worte oder Handlungen verletzt oder gekränkt haben, die mich ungerecht beurteilt haben, die mir nicht geholfen haben obwohl sie mir hätten helfen können. Ich vergebe diesen Menschen ohne Ausnahme."  

 

Jeder Mensch ist zu Reue und Vergebung in der Lage, wenn er das nur will. Die Formen von Reue und Vergebung mögen sehr vielfältig sein. Mit bestimmten mentalen Techniken kann man damit sogar in die Zeit eigener früherer Leben zurückgehen und auf diese Weise auch die Seelen seiner Vorfahren erreichen. Der Inhalt jedoch bleibt immer der Gleiche. Dabei handelt es sich um wichtige Elemente der Seelenreinigung, um eine Auflösungen von seelischen Belastungen und Blockaden. Das wiederum bildet eine unabdingbare Voraussetzung für ein zufriedenes und glückliches Leben in einem gesunden Körper.

 

Gefell, im Februar 2008